Der Fall Amok – ein Geschäft mit der Angst?

Polizeiabsperrung

Amok – ein Thema, das immer wieder kontrovers diskutiert wird. Während in anderen Ländern Schiessereien an Schulen, in Unternehmen und auf öffentlichen Plätzen leider ab und zu passieren, blieb die Schweiz vor solch schrecklichen Ereignissen bis auf wenige Einzelfälle bisher verschont. Nichtsdestotrotz ist Amok als Szenario in unserer Notfall-App enthalten. Unnötig und nur ein Geschäft mit der Angst? Nein, denken wir. Doch die Meinungen sind gespalten. Während sich einige Einrichtungen mit verschiedenen Massnahmen gegen einen potentiellen Amoklauf rüsten, können andere darüber nur den Kopf schütteln. Wer hat Recht? Braucht die Schweiz wirklich Systeme, die im Falle eines Amoklaufs greifen oder wird hier bewusst Angst geschürt?

Die Macht der Medien

Mehrmals jährlich gibt es im Ausland Schiessereien an Einrichtungen und in der Öffentlichkeit. Aber auch in Nachbarländern der Schweiz kam es in den letzten zehn Jahren zu mehreren Amokläufen. Die Medien berichten dabei oft genau und intensiv über die Tat. Verglichen mit anderen Ereignissen wie Unfällen oder Suiziden hat das Thema Amok durchaus eine gewisse Dominanz erreicht und wird oft stärker thematisiert, als häufiger vorkommende Szenarien, die ebenfalls Todesopfer fordern. Die Medienberichterstattung hat dabei einen grossen Einfluss auf das Empfinden in der Bevölkerung und kann durchaus Angst verbreiten, Panik auslösen und zu Überreaktionen mit negativen Folgen führen, wie dies aktuell beim Corona-Virus der Fall ist: Leer geräumte Supermärkte, ausverkaufte Atemschutzmasken und überfüllte Notfallstationen gefährden eine gerechte Zuteilung von Ressourcen.

Wichtige Faktoren: Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmass

Tatsache ist, dass es auch in einem Land wie der Schweiz Amokläufe passieren können. Es stellt sich die Frage nach dem Risiko und insbesondere der Eintrittswahrscheinlichkeit. In gewissen Ländern fördern lockere Waffengesetze womöglich die Wahrscheinlichkeit von Amokläufen, aber auch in der Schweiz sind in vielen Haushalten Waffen vorhanden. Trotzdem sind Schiessereien sehr selten. Mögliche Gründe für die Diskrepanz könnten Unterschiede in der Ausprägung der Faszination für Waffen sowie – in Bezug auf Amokläufe an Bildungseinrichtungen – unterschiedliche Schulsysteme der jeweiligen Staaten sein. Hingegen sind Schulen von Nachbarländern der Schweiz wie beispielsweise Deutschland mit ähnlicher Kultur öfters Opfer von Amokläufen gewesen.

Ein weiterer Faktor, der das Risiko und eventuell zu ergreifende Massnahmen definiert, ist das Schadensausmass. Die Todeszahlen bei den vergangenen Amokläufen unterscheiden sich stark – gemeinsam sind ihnen jedoch die zahlreichen traumatisierten Personen, die die Tat direkt erlebt oder indirekt davon betroffen sind. Ein Amoklauf bringt somit im Gegensatz zu anderen Risiken ein grosses Schadensausmass für Einrichtungen mit sich. Dass eine Schule, die eine Verantwortung für ihre Schützlinge hat oder ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitenden ein sicheres Arbeitsumfeld bieten soll, sich vorsehen, auch wenn noch nichts Schlimmes passiert ist, hat deshalb nichts mit einer Überreaktion zu tun. Im Gegenteil, es ist die Aufgabe von Organisationen, vorbereitende Massnahmen zu ergreifen, um ein möglichst sicheres Umfeld zu schaffen.

 Polizeisperre

Unterschiedliche Mittel finden Anwendung

Grundsätzlich kann zwischen präventiven Massnahmen sowie Massnahmen zur Gefahrenabwehr unterschieden werden. Welche Massnahmen eine Einrichtung ergreift, hängt von der Grösse der Organisation und den zur Verfügung stehenden Mittel ab. Generell empfiehlt sich eine Kombination von Massnahmen im Bereich Prävention und Gefahrenabwehr. Beispiele für präventive Massnahmen sind:

  • Errichtung von Anlaufstellen für psychologische Hilfe (Beispiel: Schulpsychologischer Dienst)
  • Regelmässig stattfindende Gespräche mit Lernenden/Mitarbeitenden, in denen nicht nur der Fortschritte und Defizite betrachtet, sondern auch das Wohlbefinden des Betroffenen thematisiert wird
  • Abgabe von Infoblättern und Schulungen für Führungspersonen zur Früherkennung von verdächtigen Verhaltensweisen

Massnahmen der Gefahrenabwehr umfassen beispielsweise:

  • Installation von Amokschlössern und Alarmknöpfen
  • (Digitale) Systeme wie z.B. Alarmierungssysteme
  • Übung des Ernstfalles (Türen verschliessen, verschanzen etc.)

Notfall-Apps bieten Vorteile gegenüber technischen Installationen

Im Vergleich zu den meisten herkömmlichen Massnahmen können App-Besitzer über ihre Smartphones gewarnt werden, während die Alarmierung – anders als bei Lautsprechern oder Gonganlagen – für den Täter unbemerkt bleibt. Analoge und digitale Lösungen wie Notfall-Apps können zudem auch an Drittsysteme (z.B. Türschliesssysteme) angebunden werden. Zusätzlich können parallel zur internen Alarmierung auch die Blaulichtorganisationen schnell und effizient gerufen werden. Checklisten und Handlungsanweisungen sind auf dem Smartphone jederzeit verfügbar und sorgen für korrektes Vorgehen in heiklen Situationen. Auch wenn ein Amoklauf durch eine Notfall-App nicht verhindert werden kann, so wird durch deren Verwendung im Notfall eine schnelle Reaktion sowie die korrekte Durchführung von Schutzmassnahmen gefördert und somit das Schadensausmass reduziert.

Last but not least deckt eine Notfall-App wie e-mergency® nicht nur das Amok-Ereignis ab, sondern enthält rasch zugängliche Informationen und Abläufe zu weiteren Notfallszenarien wie Drohungen, medizinische Notfälle oder Brand. Solche Notfallszenarien sind in Bezug auf die Risikoeinschätzungen bzw. die Eintrittswahrscheinlichkeit und das mögliche Schadenausmass wiederum anders zu beurteilen als ein Amok-Ereignis.

Grundsätzlich empfiehlt sich analog der Kombination von Massnahmen zur Prävention und zur Gefahrenabwehr eine Kombination verschiedener Systeme – sowohl technischer, baulicher als auch organisatorischer Art –, wobei ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden soll, um optimal für den Ereignisfall gewappnet zu sein.

e-mergency phone

Die Frage, ob die Anschaffung einer Notfall-App für eine Organisation sinnvoll ist, hängt also von verschiedenen Faktoren ab. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn man mit präventiven Massnahmen dafür sorgen könnte, dass eine Person nicht zu einer solchen Tat schreitet. Eine Risikoanalyse zeigt aber: Auch wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Amoks in der Schweiz tief ist, so ist das Schadensausmass bei einem Amoklauf eher hoch zu bewerten und Massnahmen zur Vorbereitung somit durchaus gerechtfertigt.

nach oben