Notfall- und Krisenmanagement heute vs. morgen

Notfall- und Krisenmanagement heute vs. morgen

Schluss mit verstaubten Ordnern!

Unter Stress schnell und richtig zu handeln ist eine Herausforderung. Ersthilfe bei betroffenen Personen, Alarmierung von Blaulichtorganisationen und interne Kommunikation durch den Krisenstab sind nur einige der vielfältigen Aufgaben, welche im Ereignisfall plötzlich, zuverlässig und korrekt ausgeführt werden müssen. Vielerorts sind diese Aufgaben zwar definiert, verstauben jedoch in einem Papierordner. Genau hier bietet die fortschreitende Digitalisierung spannende und nützliche Möglichkeiten, die anspruchsvollen Aufgaben des Notfall- und Krisenmanagements zielgerichtet zu bewältigen.

heute – Notfallordner und bauliche Massnahmen

Das Notfall- und Krisenmanagement in Organisationen ist vielfach durch Unsicherheit geprägt. Es herrscht ein mangelndes Bewusstsein für Sicherheitsthemen. Gleichzeitig fehlt dem Thema im Alltag aufgrund des seltenen Eintritts die notwendige Priorität. Diese Priorisierung widerspiegelt sich in der Budgetierung respektive in den zur Verfügung stehenden Mitteln. Mit der Aussage «Sicherheit kostet Geld» kommt zum Ausdruck, dass die Thematik eher als Kostenblock statt als elementarer Bestandteil einer Organisation wahrgenommen wird. Weitere erschwerende Faktoren sind beispielsweise eine fehlende Vorbereitung auf den Ernstfall, eine mangelnde Ausbildung der Mitarbeitenden oder Insellösungen. Weiter ist das Notfall- und Krisenmanagement heutzutage häufig stark auf bauliche Massnahmen und Infrastrukturthemen beschränkt (z.B. Türschliesssysteme, Alarmknöpfe, Lautsprecher, Alarmsirenen etc.). Handlungsanweisungen – sofern sie existieren – liegen oftmals nur in Papierform vor und sind im konkreten Ereignisfall nicht griffbereit.

morgen - neue Möglichkeiten durch Digitalisierung

Eine der Rahmenbedingungen, die sich in den letzten Jahren am stärksten verändert hat, ist die Vernetzung, gefördert durch die immer weiter voranschreitende Digitalisierung. Dieser Umstand eröffnet auch in Bezug auf das Notfall- und Krisenmanagement neue Möglichkeiten. Die Tatsache, dass beinahe jede Person über ein Smartphone verfügt, ermöglicht beispielsweise einen schnelleren Informationsfluss und führt zu einer erhöhten Transparenz. Gesellschaftliche Akteure wie Bildungsinstitutionen können davon profitieren, indem sie technologische Lösungen in ihr bestehendes Notfall- und Krisenmanagement integrieren und dieses somit dynamisieren. Die Notfall-App deckt im Gegensatz zu herkömmlichen Massnahmen den ganzen Prozess von der Alarmierung über Handlungsanweisungen für Ersthelfende bis zur Ereigniskommunikation durch das Krisenteam ab. Vor allem im Bereich der Kommunikation stehen heute dank technischen Hilfsmitteln zahlreiche Kanäle zur Verfügung, welche laufend erweitert werden. Aktuelle Beispiele sind SMS, Push-Nachrichten, Telefonkonferenz und Text-to-Speech.

Die Sicherheit kann durch einen integrativen Ansatz mit mehreren Lösungen erheblich erhöht werden, um Redundanzen zu schaffen und Teilausfälle zu kompensieren. Eine der grössten Herausforderungen liegt darin, dass Notfälle und Krisen selten auftreten. Diese Tatsache erschwert das richtige und zielgerichtete Handeln im Ereignisfall, da es nicht regelmässig trainiert wird. Hier bietet die Digitalisierung mit einem sogenannten eTraining-Ansatz die Möglichkeit von digital unterstützten Trainings. Mit fiktiven Szenarien kann der Ernstfall auf den Live-Systemen geübt und anschliessend analysiert werden. Ein solches Vorgehen ist effektiver als papierunterstützte Schulungen. Schliesslich bietet die Vernetzung auch die Möglichkeit, bauliche Massnahmen oder Infrastruktur in eine digitale Lösung einzubinden. So können Personen beispielsweise mittels Indoor-Navigation auf dem Smartphone (via Beacons) im Brandfall aus dem Gebäude geleitet werden. Gleichermassen können bei einem Amoklauf mit der Alarmierung auf dem Smartphone auch gleich die Türschliesssysteme aktiviert werden.

Eine Kombination aus verschiedenen Lösungen und Massnahmen bringt mehr Sicherheit

Ein modernes Notfall- und Krisenmanagement verknüpft die analoge und die digitale Welt, kombiniert diese mit baulichen Massnahmen und sorgt auf diese Weise für ein möglichst festes Netz, welches im Ereignisfall auf verschiedenen Ebenen hilft, das Ereignis abzufedern. Dabei muss das Rad nicht neu erfunden werden: Durch die Anwendung von sogenannten Best Practices können Investitionskosten reduziert werden. Zusätzlich muss nicht in teure Infrastruktur investiert werden, da heutzutage sowieso fast jede Person ein Smartphone besitzt. Werden spezifische Notfallszenarien und Handlungsanweisungen gewünscht, kann der Inhalt der App individuell angepasst werden. Somit wird garantiert, dass jede Organisation über die für sie geeignetste Version verfügt. Wichtig jedoch ist, sich nie nur auf ein digitales System alleine zu verlassen, sondern analoge und digitale Lösungen miteinander zu kombiniere. Auch wenn es keine hundertprozentige Sicherheit gibt, erhöht dies die Chancen, dass sicherlich ein System und dessen Massnahmen greift. Weil insbesondere im Notfall jede Sekunde zählt.

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